Zeitungsprojekt im 8. Jahrgang

Blättern statt wischen

Zeitungsprojekt Klasse!: Jetzt lesen wieder rund 2.000 Acht- und Neuntklässler die NW im Unterricht. An die Handhabung der gedruckten Ausgabe müssen sich die „Digital Natives“ erst einmal gewöhnen

Von Ivonne Michel


Kreis Herford.
Ist doch etwas anderes als das Handy: Seit einigen Wochen lesen jetzt wieder viele Schüler die Neue Westfälische im Unterricht. 75 Klassen aus den Jahrgängen 8 und 9 sowie einige Berufsschulklassen aus dem Kreis Herford machen mit beim NW-Zeitungsprojekt Klasse!. Die Schüler lesen nicht nur fleißig, sondern berichten auf dieser Seite auch selber – auch darüber, wie das Projekt bei ihnen läuft.
ERICH-KÄSTNER-GESAMTSCHULE „Darf ich die Zeitung austeilen?“ statt „Guten Morgen“: „Das ist der erste Satz, mit dem uns unsere Schüler momentan begrüßen“, berichten Sarah Briese und Jacqueline Paschke, Deutschlehrerinnen der 8f. Die Klasse hat sich angewöhnt, den Papierstapel selbst zu verteilen und startet jede Lernzeit- und Deutschstunde mit der Zeitungslektüre. „Es ist einfach herrlich zu sehen, welch ein Spaß und Interesse die Kinder beim Lesen entwickeln“, schwärmen die Lehrerinnen. „Teilweise haben wir das Gefühl, die Schüler gar nicht mehr ansprechen zu können, da sie so konzentriert sind.“ Die Pädagoginnen freut es, dass durch diese Unterrichtseinheit die Schüler auch am Wochenende zur Zeitung greifen und von ihren Leseerfahrungen berichten. „Bislang haben die Schüler den Aufbau einer Zeitung kennengelernt und sich selbstständig mit unterschiedlichen Textsorten auseinandergesetzt“, berichtet Paschke. Zur Zeit verfassen sie einen kriterienorientierten Bericht über den heftigen Wintereinbruch.
REGENBOGEN-GESAMTSCHULE Fabio Klein und Fabian Vollmet der 8 physalis finden das tägliche Zeitunglesen gut. Beiden hat es gefallen, „dass man immer erfährt, was in der Welt passiert“. Jason Oldemeyer sagt: „Ich wusste gar nicht, dass so viel hinter einer Tageszeitung steckt und wie sie aufgebaut ist.“ Mika hat sich besonders über die regelmäßigen Arminia-Berichte gefreut.

 

 

 

 

 

 

Jeder checkt zuerst die eigenen Lieblingsrubriken: Sport, Panorama oder auch die Börsendaten sind bei den Schüler der Klasse 8 physalis der Regenbogen-Gesamtschule angesagt. Foto: Daniela Deiß
Sandy Abed, die gerade erst ein Jahr in Deutschland ist, gefällt Wirtschaft und Politik. „Sehr viele lesen keine Zeitung, das finde ich doof, weil man muss ja wissen, was in seinem Land passiert“, sagt sie. „Ich bin selbst passionierte Zeitungsleserin und finde den Anblick von 27 Jugendlichen, die nun schon selbstverständlich ihr NW-Exemplar zum Platz mitnehmen und durchblättern, sehr motivierend“, berichtet Daniela Deiß, Lehrerin der Klasse 8 physalis. Jeder checke zuerst die eigenen Lieblingsrubriken: Sport, Panorama – auch die Börsendaten gehören dazu.
OTTO-HAHN-REALSCHULE „Ich finde die Zeitung gut, weil man immer mitbekommt, was im Kreis Herford passiert und auch viele Themen für junge Leute drin stehen“, sagt Selma aus der Klasse 8a der Otto-Hahn-Realschule. Klassenkameradin Narzan würde sich im kulturellem Bereich täglich noch mehr Buch- und Filmbesprechungen wünschen. „Außerdem fände ich es mega, wenn über Jugendliche und ihr politisches Engagement in ihren jeweiligen Ländern berichtet wird, vor allem von denen, die in Krisengebieten leben“, ergänzt sie.
„Viele Schüler kannten von Zuhause noch keine Zeitung“, berichtet Lehrerin Stefanie Witte. Das Zeitungsprojekt sei ein wichtiger Baustein im Deutschunterricht. Die aktive Auseinandersetzung mit dem Medium eröffne den Schülern die Möglichkeit, sich mit tagesaktuellen Themen aktiv auseinander zu setzen. Das habe zu einigen konstruktiven Diskussionen geführt. „Und auch das Interesse der Schüler an den verschiedenen Berufen, die mit Zeitungsproduktion zusammenhängen, wurde geweckt“, sagt Witte. Ihr Fazit alles in allem: Klasse!

 

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10 – Enger-Spenge, Donnerstag 14. Dezember 2017