In der Fachkonferenz Biologie wurde der Vorschlag diskutiert, umliegende Grünflächen der Regenbogen-Gesamtschule Spenge durch Wildblumensaaten in ein wertvolleres, artenreicheres Ökosystem umzuwandeln. Zur fachlichen Vertiefung wurde der Gartenbaubetrieb Kindermann in Spenge-Wallenbrück, der sich auf die Vermehrung von Wildblumensaaten spezialisiert hat, für eine Betriebsbesichtigung angefragt.
Karsten Kindermann sagte bereitwillig zu, und am Dienstag, dem 27.05.2025, besuchten wir seine Gärtnerei. Der studierte Landschaftsarchitekt erläuterte dabei die gesetzlichen Grundlagen des Wildblumenanbaus, die viele Schnittmengen mit den Themen Ökologie sowie Genetik & Evolution der gymnasialen Oberstufe aufweisen.
Bei Aussaaten im Anschluss an öffentliche Bauvorhaben muss Saatgut regionaler Wildpflanzen verwendet werden, um die genetische Vielfalt zu erhalten und die Anpassungsfähigkeit an örtliche Bedingungen zu sichern. Zu diesem Zweck wurde Deutschland in 22 Herkunftsregionen unterteilt. Innerhalb dieser Regionen darf Wildblumensaat gesammelt, vermehrt und ausschließlich dort wieder ausgesät werden.
Karsten Kindermann verfügt über eine beeindruckende Sammlung verschiedenster Pflanzenarten aus der örtlichen Herkunftsregion. Einen Teil davon vermehrt er in seinem Betrieb und liefert ihn anschließend an einen Großhändler, der sich um die aufwendige Reinigung der Samen und deren Vermarktung kümmert.
In der Gärtnerei Kindermann liegt der Fokus nicht auf Massenproduktion, sondern auf Artenvielfalt und speziellen Anbaumethoden. Zunächst müssen optimale Keimbedingungen ermittelt werden, bevor die Pflanzen angezogen werden. Die späteren Anbauflächen werden teilweise durch Bodendämpfung vorbereitet, um ein ideales Wachstum zu ermöglichen und unerwünschte Konkurrenzpflanzen zu unterdrücken. Anschließend werden die Kulturen sowohl maschinell als auch von Hand gepflegt, bis sie geerntet werden können. Durch die Vielfalt an angebauten Arten kann der Betrieb klimatische Risiken besser ausgleichen. So konnte der Ausfall feuchtigkeitsliebender Pflanzen in diesem Jahr durch die Zunahme trockenresistenter Arten kompensiert werden.
Ein weiteres Thema war der Fraßdruck durch Rehe und Hasen, die sich auf den Flächen „wie im Paradies“ fühlten. Kindermann begegnete dem Problem, indem er einerseits Flächen renaturierte und eine artenreiche Mischobstwiese mit Bachlauf anlegte, und andererseits durch den Einsatz von Wildzäunen seine Anbauflächen schützte. An einer dieser Wiesen erläuterte er eindrücklich die Bedeutung echter Wildblumenwiesen. Handelsübliche Samenmischungen seien seiner Meinung nach ungeeignet, da sie meist bunt blühende Arten enthalten, die im Ausland vermehrt werden und kein einheimisches Ökosystem abbilden. Wie auch heimische Pflanzen eindrucksvoll zur Blütenpracht beitragen können, zeigte er uns am Beispiel eines leuchtend blühenden Margeritenfeldes (siehe Foto).
Sein Wunsch ist es, dass auch den Schülerinnen und Schülern vermittelt wird, wie eine echte Wildblumenwiese entsteht – nämlich mit regionalem Saatgut vom Fachbetrieb.
Ein herzliches Dankeschön an Karsten Kindermann für den informativen und anschaulichen Einblick in seine wertvolle Arbeit.